Koordination, Balance und Muskeltraining

Heute möchte ich von einem Workshop berichten, an dem Luke und ich Ende Juli teilgenommen haben. Ausgeschrieben war ein „Cavaletti-Workshop“, bekommen hat man Einiges mehr.

Der Workshop fand im Hundezentrum Mensch & Hund in Ernsthofen statt und wurde geleitet von Mag.med.vet Karin Schreiner.

Begonnen wurde mit einer kurzen theoretischen Einführung in das Thema Koordination, Balance, Anatomie des Hundes und Muskeltraining. Die Wichtigkeit eines ganzheitlichen Trainings war schnell klar, nicht nur für den Hundesport, sondern auch für den Alltag. Ein Hund, der sportlich geführt wird hat meist eine einseitige Belastung bestimmter Muskelpartien, die unbedingt ausgeglichen werden sollte. Hunde im Alltag profitieren von diesem Training, weil sie stabiler sind, sich besser ausbalancieren können und ihre Gliedmaßen generell besser koordinieren können. Das Verletzungsrisiko wird dadurch deutlich reduziert.

Wichtig ist, dass das Training ein Hundeleben lang regelmäßig durchgeführt wird, denn wie beim Menschen auch bilden sich die trainierten Muskeln sonst wieder zurück.

Ein speziell abgestimmtes Training ist für Hunde mit Handicap und gesundheitlichen Problemen empfehlenswert. Ansonsten kann man bereits mit Welpen beginnen, die von Beginn an lernen Vorder- und Hinterhand zu steuern, sich auszubalancieren, etc. Besonders sinnvoll ist das Training dann auch für den alten Hund, der dadurch beweglich und fit bleibt.

Karin Schreiner erklärte die theoretischen Inhalte sehr gut und gestaltete diesen Teil des Workshops abwechslungsreich mit Fotos und Videos, sodass man die medizinischen Themen auch als Laie gut erfassen konnte. Von der Zeit her war es auch genau richtig gewählt, nicht zu kurz und nicht zu lange.

Danach ging es ab nach draußen, zu den praktischen Übungen. Es standen eine Menge Hilfsmittel (Cavaletti, Erdnuss-Ball, Walzen-Ball, Balance-Kissen, Hocker, Kissen, etc.) zur Verfügung, die anhand von Übungen erklärt wurden. Wir waren insgesamt 7 Mensch-Hund Teams, die jeweils nacheinander jede Übung mit der Trainerin durchführen konnten. Was mir gut gefallen hat, war dass man die Möglichkeit hatte „alleine“ zu trainieren und individuelle Hilfestellungen und Erklärungen zu bekommen.

Die Gruppengröße mit 7 Teams war allerdings grenzwertig, denn die Wartezeit bis zum Drankommen war gerade noch in Ordnung. Positiv am Warten war, dass man sich mit anderen Hundehaltern austauschen konnte und andere Rassen bzw. Hunde verschiedenen Alters und Typs beobachten konnte, zusätzlich war es für die Hunde eine gute Übung zum „runterkommen“ und „warten“.

Nun ein paar Eindrücke von den Übungen …

Cavaletti:

Im Prinzip geht es darum den Hund im Schritt über die Hindernisse zu führen. Der Hund soll bewusst steigen, vor allem auch mit der Hinterhand. Das fördert die Konzentration und Koordinationsfähigkeit. Man kann mit den Cavalettis einen kleinen Parcours aufbauen, immer wieder etwas Neues, damit es nicht langweilig wird. Man beginnt ganz niedrig (ca. 10 – 15 cm). Wenn das fehlerfrei läuft kann man zwischendurch mal eine etwas höhere Hürde einbauen. Wenn der Hund mit der Hinterhand drüber hopst, dann bitte nicht belohnen, weil es eben darum geht ganz langsam mit einem Bein nach dem Anderen zu steigen. Arbeitet man mit Clicker kann man gezielt die richtige Bewegung clickern, sodass der Hund schnell versteht, was man von ihm will.

Fortgeschrittene Cavaletti-Trainings kann man dann natürlich auch im Trab machen. Am Besten von Anfang an mit Kommando belegen, sodass man zwischen Schritt und Trab wechseln kann.

 

Balance-Kissen:

Dann haben wir noch mit Balance-Kissen gearbeitet. Die Hunde sollen ihre Vorderbeine auf das Kissen stellen. Durch das leichte ausbalancieren werden viele Muskeln und Bänder trainiert (von den Zehen angefangen, bis rauf zur Schulter, zum Hals, etc.). Hat man einen kurzhaarigen Hund kann man auch sehr gute die Muskeln beim Arbeiten beobachten 😉 Am Anfang nicht mehr als 10 – 15 sec. denn das ist sehr anstrengend, auch wenn es nicht so aussieht!

Dann den Hund über das Kissen weiter führen, sodass er mit der Hinterhand darauf zu stehen kommt – das ist schon schwieriger 🙂

In weiterer Folge kann man auch mit 2 Kissen arbeiten. Oder mit einem fixen Standpunkt und einem zum Balancieren – z.B. ein Stockerl und ein Balance-Kissen. Der Hund bleibt mit der Hinterhand auf dem Stockerl und die Vorderhand balanciert am Kissen.

Wenn man Fortgeschritten und der Hund jung und gesund ist, kann man sich auch die Pfote geben lassen.

 

Erdnuss-Ball:

Interessant war auch der Erdnuss-Ball, der zwischen Bein und Wand eingeklemmt wird. Je stärker man drückt desto fester ist die Oberfläche. Der Hund soll sich anfangs nur mit den Vorderbeinen auf den Ball stellen. Danach kann man ihn ganz auf den Ball rauf springen lassen und in weiterer Folge auch Übungen wie Sitz und Platz machen.
Aber bitte vorsichtig an das Tempo und den Mut des Hundes anpassen!
Diese Übung trainiert wirklich alle Muskeln super. Was auf keinen Fall sein darf, dass die Beine zu zittern beginnen, dann ist der Ball zu weich und man muss ihn fester zwischen Bein und Wand einklemmen. Das Zittern kann sogar Muskelfaserrisse verursachen, wenn die Hunde in untrainiertem Stadium sind, also bitte Vorsicht!
DSCF5171
Willi am Erdnuss-Ball
Zum Schluss gab es noch Hinweise und Tipps wo man welche Hilfsmittel kaufen kann, was man für den Start draucht und was sich gut und was weniger gut eignet.

Fazit

Mir hat der Nachmittag super gut gefallen, wobei der Workshop für meinen Geschmack auch etwas länger hätte dauern können.
Für Luke war es gefühlt weniger spaßig als z.B. Apportieren oder Agility, aber ich denke das liegt auch am Warten und dass die Übungen uns Menschen ja erst erklärt werden mussten.
Man bekam einen guten ersten Eindruck in diese Thematik und kann prima alleine Zuhause weiter arbeiten, was bei den meisten Trainingsmethoden nicht so einfach möglich ist.
Der Workshop verdient auf jeden Fall das Urteil „empfehlenswert“, auch wenn er mit € 60,- für ca. 4h nicht ganz billig ist.

 

Die Bewertung:

Preis/Leistung:  9 von 10 Pfötchen

Spaßfaktor: 9 von 10 Pfötchen

Hundetauglichkeit: 10 von 10 Pfötchen

Ambiente/Veranstaltungsort: 10 von 10 Pfötchen

Organisation: 10 von 10 Pfötchen

Allgemeiner Eindruck: 10 von 10 Pfötchen

 

Und hier gibt’s noch ein kleines Video von Luke und mir. Viel Spaß 😉

 

2 Gedanken zu “Koordination, Balance und Muskeltraining

  1. Wir sind mit unseren Hunden sehr aktiv im Hundesport (Rally Obedience) unterwegs, d.h. wir trainieren regelmäßig ein- bis zweimal die Woche, und zweimal im Monat fahren wir mit ihnen auf ein Turnier. Um unseren Hunden ein bischen Abwechslung in den Trainingsalltag zu bringen und so ganz nebenbei ihre Koordinations- und Konzentrationsfähigkeit zu erhöhen, haben wir jetzt auch mit dem Cavaletti-Training begonnen. Außerdem habe ich für meine Hunde noch ein Balance Kissen gekauft, mit dem wir fleißig herumexperimentieren. Wir haben alle sehr viel Spaß an den einzelnen Übungen mit unseren neuen Trainingsgeräten, wirklich eine tolle Sache. LG Heike

    Like

Hinterlasse einen Kommentar